um 9000 v.u.Z. Schweifende p a l ä o l i t h i s c h e Jäger erreichen das Gebiet der mittleren Vereinigten Mulde (Funde am Zinkenberg, Kuppelberg, Wachtelberg).
um 6000 Die weitgehend waldfreie östliche Hochterrasse zieht zuneh-mend Jäger und Sammler an (m e s o l i t h i s c h e Funde bei Oelschütz, Roitzsch, Trebelshain).
um 3000 Mit dem Übergang zum Ackerbau (N e o l i t h i k u m) nimmt die Verweildauer des Menschen bis zur Sesshaftigkeit zu. Größere Funddichte (Trebelshain, Lüptitz, Nemt, Deuben, Dehnitz).
  Bemerkenswerte Siedlungsspuren am Crostigall (Posthof).
um 1800 Während der B r o n z e z e i t befindet sich das Gebiet der späteren Stadtflur am westlichen Rand der Lausitzer Kultur (Sachsendorf, Oelschütz, Dehnitz, "Heidenberg" bei Roitzsch).
um 450 Westgermanen siedeln auf den Muldeterrassen.
  La-Tène-Zeit (spätbronzezeitlich-früheisenzeitlicher Begräbnisplatz auf dem Werksgelände nördlich des Bahnhofs).
  Auf der Stadtflur sind am Doktorteich zwei Siedlungsschichten nachweisbar. Die ältere enthält Keramik des "Harpstedter Typs". Die jüngere gehört bereits ins 1. Jh. u.Z. und zeigt schon ostgermanischen Einfluss.
4./5. Jh. Bis zur spätrömischen Zeit bleibt die Stadtflur von Germanen besiedelt (Fund in der Theodor-Uhlig-Straße). Die Völkerwanderung entsiedelt das Muldegebiet.
nach 600 Die slawische Landnahme flussaufwärts erreicht das Gebiet der mittleren Mulde. Beginn der Siedlungskontinuität am rechten Muldehochufer in der Nähe der Rietzschke-Mündung (Domplatz und Crostigall).
1. Hälfte 10. Jh. Einbeziehung des mittleren Muldegebiets in das Herr-schaftsgebiet der sächsischen Liudolfinger und deutschen Könige.
924 Heinrich I. hält sich im mittleren Muldegebiet auf. Er flieht aus einem Hinterhalt der Ungarn auf die Burg Bichni (Püchau).
929 Unterwerfung der Daleminzer durch Heinrich I. Gründung der Burg Meißen. Kriegszug nach Böhmen. Muldenfurten erhalten besondere militärische Bedeutung.
961.VII.29. Der Burgward Wurzen wird erstmalig in einer Schenkungsurkunde Ottos I. als civitas vurcine, im "anderen Gau Neletici gelegen", genannt.
973 Der maurische Gesandtschaftsarzt Ibrahim ibn Jakub nennt Wurzen im Bericht über seine Reise von Magdeburg nach Prag.
995? Otto III. schenkt dem Bischof Aico von Meißen die Burgwarde Wurzen und Püchau. Damit kommt der Burgward Wurzen als weltlicher Besitz an das Bistum Meißen (ggr. 968).
  Weltliche und geistliche Oberherrschaft wechseln in den nächsten 200 Jahren wiederholt (Merseburg, Meißen).
1004-1017 Polenkriege unter Heinrich II.
  Boleslaw I. Chobry dringt bis nach Wurzen vor.
1017 Eine aus dem Heer Heinrichs II. entlassene Heerschar der Liutitzen überschreitet bei Wurzen die Hochwasser führende Mulde. Dabei geht ihr mitgeführtes Götterbildnis verloren.
  Heinrich II. legt die Mulde als Grenze zwischen den Bistümern Merseburg und Meißen fest.
1080 Als Verbündeter Heinrichs IV. im Kampf gegen die Fürstenopposition gelangt der böhmische Herzog Wratislaw II. mit seinem Heer bis nach Wurzen. Hier überschreitet er die Mulde auf dem Weg nach Leipzig.
um 1100 Nordöstlich der Burg entsteht eine Kaufmannssiedlung mit der Kirche St. Jacobi (spätere "Altstadt").
1114 Bischof Herwig von Meißen gründet zur Verstärkung der Missionstätigkeit das Kollegiatstift Wurzen. Bau eines kleinen (romanischen Münsters. Vorgänger der gotischen Stiftskirche St. Marien) im Bereich der Burg. Nennung eines bischöflichen Zolls (telonium Wurczense).
  Erstmalig Nennung eines territorium Wurczinense.
  Gleichzeitig Landesausbau durch verstärkte bäuerliche Siedlung.
1154 Kührener Ansiedlungsvertrag.
  Die Meißner Bischöfe lassen Wurzen und das Wurzener Land durch eigene Vögte verwalten. Südlich der Wurzener Burg ist eine Dienstmannensiedlung entstanden.
um 1200 Die Rechtsstadt entsteht zwischen den Siedlungskernen Burg mit Vorburg (westlich des Marktes), der Dienstmannensiedlung im Rietzschketal und der Kaufmannssiedlung "Altstadt". Wurzen erhält Magdeburger Stadtrecht, Ringmauer und Graben sowie 4 Stadttore.
1223 Erste Erwähnung eines Scholasticus beim Stift. Hinweis auf die Existenz einer Stiftsschule.
1274.VIII.22. Erste Erwähnung der Wenceslaikirche. Sie liegt als Pfarrkirche außerhalb der Mauern. Die Jacobskirche ist ihrer Parochie einverleibt.
1260 Bau des gotischen Ostchores der Stiftskirche.
1284 Der Markgraf von Meißen erkennt landesherrliche Rechte der Bischöfe von Meißen über Wurzen und das Wurzener Land an.
1340 Erste Erwähnung des Crostigalls. Noch 1423 werden die Her-ren von Crostigall beurkundet.
1347 Erste namentliche Nennung eines Bürgermeisters: Heidenreich von Nizschwitz.
1358 Bischof Johann I. (von Eisenberg) stellt in seinem Testament 100 Schock breiter Prager Groschen zur Befestigung des Wur-zener Schlosses bereit.
1381 Um das Wurzener Land entbrennt der "Pfaffenkrieg" zwischen dem Erzbischof von Magdeburg und dem Bischof von Meißen.
1384 Erstmalige Nennung der "Altstadt".
um 1400 Es hat sich bereits eine rege handwerkliche und gewerbliche Tätigkeit ausgeprägt. Wichtige Gewerbe sind Brauerei, Müllerei, Bauhandwerk.
1413 Bau eines Grabens um die Vorstadt ("Wenzelsvorstadt"). Alle Einwohner, die zwischen diesem und der eigentlichen Stadtmauer wohnen (die "Pfahlbürger"), erhalten ebenfalls Bürgerrecht. Noch nach 1504 werden Versuche fortgesetzt, die äußere Stadtmauer nach Süden und Osten zu erweitern (dabei Nutzung zweier Steinbrüche auf dem Crostigall), 1512 müssen diese Bemühungen wegen zu hoher Kosten eingestellt werden.
1429/30 Die Hussiten unter Prokop durchziehen das Wurzener Land.
1462 Das kurfürstliche Straßenmandat legt den Frachtverkehr auf die Muldenübergänge in Grimma und Eilenburg fest. Damit sollen die bischöflichen Zolleinnahmen an der Mulde verringert werden.
1470 Die Stiftskirche (Dom) brennt aus. Vernichtung des Archivs.
1481 Der Rat der Stadt erlangt vom Bischof die obere und niedere Gerichtsbarkeit pachtweise, 1579 erwirbt er sie durch Kauf.
1485 Nach der "Leipziger Teilung" befindet sich Wurzen mit dem Wurzener Land zwischen zwei wettinischen Territorien: dem Kurfürstentum und dem Herzogtum Sachsen. Beide wettinischen Fürsten behalten gemeinsam die "Schutzherrschaft" über die bischöflichen Territorien und die Stadt Wurzen.
1487 Bischof Johann VI. (von Salhausen) verlegt seine Residenz nach Wurzen. Der Bischof und Reichsfürst entfaltet eine beachtliche Bautätigkeit.
1491/97 Bau des jetzigen Schlosses und des Kornhauses.
um 1500 Durch die bischöfliche Hofhaltung Hebung von Wirtschaft und Verkehr, insbesondere Aufschwung in der Landwirtschaft, Fischerei, Leineweberei und Bleicherei, Müllerei und Bierbrauerei.
1508 Der Dom wird von den Brüdern Gebende instandgesetzt, Bau des spätgotischen Altarraumes.
1511 Das Domkapitel verkauft seinen Worthauer Besitz an den Rat der Stadt. Das ist neben dem Kauf der Mark Trauschken, des Rittergutes Müglenz und des Steinhofes vor dem Jacobstor die beachtenswerteste Erwerbung der Stadt.
bis 1513 Bischof Johann von Salhausen lässt die Wenceslaikirche erneuern.
1519.IV.13 Großer Stadtbrand. Ihm fallen u.a. Schloss und Rathaus zum Opfer. Verschont bleiben nur Altstadt und die Vorstadt vor dem Eilenburger Tor.
  Die Wurzener Armbrustschützen, ein Zeichen städtischer Wehrhaftigkeit, werden erstmalig genannt.
1531 Fehde Urbans von Kühnitzsch mit Bischof Johann VII. (von Schleinitz). Urban überfällt die Stadt und steckt 6 Scheunen in Brand.
1539 Beginn der Reformation in Wurzen. Kurfürst Johann Friedrich schickt als ersten evangelischen Prediger Johann Hoffmann aus Thammenhain (damals zum Kurfürstentum gehörend) an die Wenceslaikirche. Dom und Stadtherrschaft bleiben katholisch. Im Zuge der Reformation Verbesserung des städtischen Schulwesens, die "teutsche" Knabenschule vor dem Wenzelstore wird 1542 mit der Stiftsschule zur städtischen Lateinschule vereinigt.
1542 Da Kurfürst Johann Friedrich zu Beginn des Jahres das bischöfliche Wurzen besetzen lässt und einseitig die sogenannte Türkensteuer erhebt, kommt es zur Wurzener Fehde mit seinem Vetter Herzog Moritz von Sachsen. Beide Fürsten ziehen Anfang April Heere um Wurzen zusammen, das von Johann stark befestigt worden ist. Die Vermittlungen Luthers und vor allem die des Landgrafen Philipp von Hessen ermöglichen einen Vergleich zwischen den Fürsten ("Fladenkrieg").
  Einführung der Reformation in Wurzen und in den eingepfarrten Dörfern Dehnitz und Roitzsch. Die Stadt hat etwa 5000 Einwohner.
1547 Plünderung der Stadt im Schmalkaldischen Krieg durch kursächsische Reiter. Ermordung des Bürgermeisters Herre. Nach der Schlacht bei Mühlberg (24.4.) huldigt die Stadt Herzog Moritz.
1548 Der Rat legt südlich der Wenzelsvorstadt einen neuen Fried-hof an („Alter Friedhof“). Auf dem Gelände wird die Heilig-Geist-Kirche errichtet.
1555 Bischof Johann IX. von Haugwitz lässt das Jacobstor in die Mauer brechen. Erinnerungstafel heute an der Liegenbank.
1558 Der Saukrieg. Fehde des Hans von Carlowitz mit Bischof Johann IX. (von Haugwitz). Die Carlowitzschen Reiter erscheinen am 13.9. vor der Stadt, um den Bischof gefangen zu nehmen. Da ihnen auch ein zweites und drittes Mal vor den Mauern kein Glück beschieden ist, treiben sie am 8.11. den Wurzenern das Vieh, darunter 700 Schweine, von der Weide am Eilenburger Tor.
1573 Die Seilfähre an der Mulde wird erstmalig erwähnt.
1581.X.20. Rücktritt des Bischofs Johann von Haugwitz und Unterstellung der bischöflichen Territorien samt allen Hoheitsrechten unter die kurfürstliche Regierung.
1582 Das Stift Wurzen, einschließlich des Mügelner und des Mühlberger Gebiets, erhält eine gesonderte Verwaltung - die "Churfürstlich Sächsische Stifftsregierung zu Wurtzen". Damit wird u.a. der besonderen reichsrechtlichen Stellung des Wurzener Landes Genüge getan.
1596 Bau der Stadtschule "an den Schultreppen".
1598 Heinrich von Gaudelitz, Besitzer von Nischwitz und von Waldungen bei Röcknitz ("Gaudlitzberg"), seit 1579 auch mit dem "Freigut auf dem Crostigall" belehnt, beginnt auf dessen Gelände eine Anzahl Häuser zu bauen (Vorläufer der heutigen Postgasse, "Gaudlitzhäuser"). Diese verschmelzen mit dem Gutsgelände, und es entsteht nach und nach die "Gemeinde Gaudlitz", die mit der Gemeinde Crostigall unter Amtshoheit verbunden bleibt.
1599 Pestjahr. Der Rat kauft die Siechenhäuser vor dem Wenzelstor (Gelände des späteren Johannishospitals) von der Stiftsregierung.
  Für 11 600 Gulden kauft der Rat aus dem Besitz des Hermann von Heynitz auf Podelwitz das Rittergut Müglenz. Er setzt die Müglenzer Kirche instand und stiftet aus den Einnahmen des Gutes 2 Stipendien.
1600 Bau einer Mädchenschule hinter der Mauer.
um 1600 Günstige wirtschaftliche und finanzielle Lage der Stadt. Einzelne Bürger oder der Rat erwerben zahlreiche Ländereien. Lebhafter Export des Wurzener Biers, das in 11 Brauhäusern hergestellt wird.
1602 Verheerender Stadtbrand (Gründonnerstag).
1607 Wurzens schwerstes Pestjahr. Der von Leipzig eingeschleppten Krankheit fallen von Mai bis Oktober 1.450 der 5.000 Einwohner zum Opfer. Sie werden auf dem Friedhof beim Johannis-Hospital in Massengräbern bestattet (Pesthäuschen).
1618.V.23.-1648.X.24. Dreißigjähriger Krieg.
1631.IV.5. Stadtbrand. 86 Häuser westlich des Marktes brennen ab. (Brandtafel Johannisgasse 3).
  Während der Belagerung von Leipzig durchziehen kaiserliche Truppen die Stadt und erlegen ihr Kontributionen auf.
1632 Wegen der Pest in Leipzig findet die Michaelis-Messe (September) in Wurzen statt.
  Albrecht von Wallenstein weilt in Wurzen (30.10.-8.11.).
1634/35 Wurzen wird mehrmals von kursächsischem Militär besetzt und muss neben der Verpflegung hohe Kontributionsgelder aufbringen.
1637 Die "Wurtznische Creutz- und Marterwoche"
  Von Jahresbeginn an wird die Stadt von den Schweden mit der Androhung von Plünderung erpresst. Trotz der Zahlung hoher Loskaufsummen wird die Stadt vom 4.4. an von schwedischen Abteilungen terrorisiert und geplündert, am 7.4. in Brand gesetzt. Wurzen brennt fast vollständig nieder, auch das gesamte städtische Archivmaterial verbrennt. 3500 Einwohner werden Opfer der Greuel, 1500 sind geflohen; 500 kehren zurück.
1638 Wiederaufbau des Rathauses.
1639-1641 Kaum ist mit dem Wiederaufbau begonnen worden, muss die Stadt erneut Kriegslasten tragen und Kontributionen aufbringen.
  Dazu kommen Teuerung und Hunger.
1643.II.22. Schweden unter Torstenson plündern erneut die Stadt.
1644.VI.15. Brandschatzung durch kursächsische und kaiserliche Truppen.
1646 Verheerendes Feuer vor dem Jacobstor. 46 neuerbaute Häuser und etliche Scheunen brennen nieder.
1650.III.8. Wieder Großbrand (5 Häuser).
1654 Um die im Krieg zerstörten Muldenstädte mit dem notwendigen Bauholz zu versorgen, kommt das Floßwerk auf der Mulde wieder in Gang. Der Wiederaufbau Wurzens zieht sich bis ans Ende des Jahrhunderts hin (Wenceslaikirche 1678, Turm 1689). Noch in den ersten Jahrzehnten des 18. Jh. liegen einige Grundstücke wüst.
1656.IV.18. Beim Schmied vor dem Jacobstor bricht Feuer aus, das dort 8 Häuser und 5 Scheunen vernichtet.
1661.IX.12. Die meisten Häuser auf der Bleiche brennen ab.
1662 Vor dem Jacobstor brennen 21 Häuser und 12 Scheunen nieder.
1663.IV.15. Im Wurzener Schloss kommt es zum Abschluss der "Postula-tio perpetua", nach der jeder Landesherr auch ohne weiteres der Stiftsherr wird. Das Wurzener Land wird zunehmend in die kursächsische Amtsverfassung integriert.
  Erneut Großbrand vor dem Jacobstor.
1686.VII.9. Durch Blitzschlag in ein Haus vor dem Eilenburger Tor entsteht ein Brand, der 24 Häuser vernichtet. Die Stiftsregierung hatte schon im Januar dem Rat die Anschaffung einer Feuerspritze befohlen. Jetzt setzt sie ihre Anordnung durch.
1695 Wurzen besteht aus 380 bewohnten Häusern und 112 wüsten Stellen und gehört damit zu den größten Städten des Muldegebietes.
1696 Unter dem sächsischen Kurfürsten August dem Starken wird im ehemaligen Gaudlitzschen Freigut auf dem Crostigall eine Posthalterei eingerichtet. Sie verbleibt hier bis 1806.
1700-1721 Nordischer Krieg
1704.IX.11./12. Ein Stadtbrand vernichtet 143 Häuser und 20 Scheunen (Brandtafel Schuhgasse). Auch die Mädchenschule brennt ab.
1706/07 Wurzen wird von den Schweden besetzt und muss wieder Kriegslasten tragen.
  Zunehmende Besteuerung der Bürger. Die Stiftsregierung verlangt mehrfach vom Rat, die Stadt nicht mit zusätzlichen Abgaben zu belasten, damit die Kontributionen aufgebracht werden können.
1701 wird schon daran erinnert und gedroht, dass die Abgaben und Steuern ohne Ansehung der Person durch zulängliche Zwangs-mittel eingetrieben würden.
1702 erscheint die Bürgerschaft bei einer diesbezüglichen „Konfirmation“ (erneuter Belehrung) nicht auf dem Rathaus, und die Stiftsregierung fordert den Rat zu Bestrafungen auf.
1703 Ermahnung des Rats an die Bürgerschaft, sich „verbotener, heimlicher Versammlungen zu enthalten“.
1711 Der Rat beginnt, das „Neue Haus“ zwischen Kannegießergasse und Johannisgasse zu erbauen. Zu diesem Zweck wird mit dem Abbruch der Stadtmauer zwischen Schloss und Eilenburger Tor begonnen. Das führt zu Protesten der Anlieger und zum Eingreifen der Stiftsregierung und zu Zwangsmaßnahmen gegenüber dem Rat. 1712 vollendet, dient dieses Ratsgebäude (auch „Gewandhaus“ genannt) verschiedenen Zwecken, wurde auch als Wohnhaus vermietet und beherbergte ab 1773 Dr. Kanne, den Stiftssyndikus und späteren Sekretär der Stiftsregierung, dessen Frau, Käthchen Schönkopf, 1776 noch von Goethe besucht wird.
1712.XII.30. Ein kurfürstliches Mandat legt fest, dass der Warenverkehr und Gütertransport, die bisher über die Brücken von Grimma und Eilenburg gingen, nunmehr auch über Wurzen erfolgen dürfen. Nach Trockenlegung der sumpfigen Aue hat sich hier ein günstiger Muldenübergang gebildet.
1717 In Leipzig erscheint Schöttgens „Historie der Chur-Sächsischen Stiffts-Stadt Wurtzen“. Die Bürgerstadt besteht aus 110 Häusern innerhalb und 270 Häusern außerhalb des Mauerringes.
  Nachdem bereits 1690 der Wurzener Geleitsmann einen Vorschlag zum Bau einer Brücke über die Mulde gemacht hatte, weil der Fährbetrieb allzu oft behindert und gestört ist, erklärt sich der Rat bereit, einen Teil der Baukosten zu übernehmen. Er legt sich aber nur auf ein Drittel der Kosten fest, beansprucht dagegen die Hälfte der zu erwartenden Brückengeldeinnahmen.
um 1720 Das Vorfeld der Stadt (Stadtfelder und Gärten) wird schrittweise umgestaltet.
  Die Stadt umschließt im Norden und Nordosten die von Stadt-richter Reinhardt angelegte „Lange Gasse“ (Straße des Friedens).
  Die Stiftsregierung drängt den Rat wiederholt, noch wüst liegende Grundstücke zu bebauen.
1722 Brand des Rathauses. Beim Wiederaufbau wird das Material der Stadtmauer verwendet.
1724 Die Stadt muss 3 Postdistanzsäulen vor den Außentoren errichten.
1725 Bau des Siechhauses als Erweiterung des Johannishospitals.
1732 - 1737 Es können keine Ratswahlen stattfinden, da gegen einzelne Mitglieder des Rats ein Strafverfahren im Gang ist, das Amts-enthebungen nach sich zieht. Der Rat schmilzt von 7 auf 4 Mitglieder zusammen. Aufdeckung wiederholter Korruption im Rat.
1734 Bau des wappengeschmückten Posttores auf dem Crostigall.
1743 Wurzen wird Etappenort der Kurierpost.
  Von der Stiftsregierung wird dem Rat die Abschaffung der Stroh- und Schindeldächer „anbefohlen“.
1750.V.22. Die 18-jährige Kindesmörderin Johanna Margarethe Bär wird mit dem Schwert hingerichtet.
1750.VII.12. Das Hochwasser der Mulde fordert zwei Opfer (Vater und Sohn).
1752.VIII.3. Durch gewaltige Sommerniederschläge kommt es zu einem starken Muldenhochwasser.
1756.VIII.9.-1763.II.17. Siebenjähriger Krieg
  Durch das preußische Feldkriegsdirektorium werden der Stadt neben Naturalleistungen Kontributionen in Höhe von nahezu 60 000 Talern auferlegt und „militärische Execution“ angedroht.
1758.X.5./9. Scharmützel zwischen Preußen und Österreichern in und um Wurzen.
1768 Goethe kommt auf seiner Reise von Leipzig nach Dresden und zurück durch Wurzen. Das lange Warten an der Fähre dürfte ihn später zu der Textstelle im „Urfaust“ veranlasst haben: „Bey Wurzen ist’s fatal, da muß man so lang auf die Fähre manchmal warten.“
1771 Durch die extrem lange Frostperiode kommt es zum größten Muldenhochwasser des Jahrhunderts am 3. und 25.6.
  Bedingt durch die Missernten der letzten Jahre, kommt es gegen Jahresende zu einer großen Hungersnot. Zur Bezahlung des in Holster bei Eisleben gekauften Getreides (100 Scheffel à 7 Taler) muss ein Darlehen von 800 Talern aufgenommen werden.
1779 Die Stadt hat 2600 Einwohner.
1799 Anregung des Wurzener Postmeisters zu einem Brückenbau.
  Wegen der erforderlichen teuren Reparatur der Eilenburger Brücke wird das Projekt zurückgestellt. Auch noch 1803 gehen Initiativen zum Brückenbau von der Post aus. Wiederum verhindern Reparaturen an der Eilenburger Brücke das Projekt.
um 1800 1798 umfasste die Stadt 390 Wohnhäuser mit 1889 Einwohnern. 1801 besitzt sie laut Ratsbericht 382 Wohnhäuser mit 2057 Einwohnern.
  Der Kaufmann Friedrich Barth aus Torgau betreibt in der Johannisgasse 5 eine Spinnerei, in der seit 1798 vor allem Kinder zu Niedrigstlöhnen beschäftigt sind. 1802 geht dieser Ansatz kapitalistischer Industrialisierung wieder ein.
1802.IV.26. Das Rathaus brennt nieder. Bis 1803 wird der jetzt noch vorhandene Bau errichtet (Kostenanschlag 15 735 Taler).
1806 In der Post- und Färbergasse brennen 62 Häuser ab.
  Die Poststation wird vom Crostigall in die Jacobsvorstadt verlegt (in das Weselowskische Stadtgut, später Marxens Hof).
1806.VIII.6. Das Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.
1806-1814/15 Napoleonische und Befreiungskriege
1806.X.16. Französische Soldaten besetzen nach der Schlacht bei Jena und Auerstedt Wurzen.
1810 Die ersten Kleingartenanlagen, die „Pflanzebeete“, entstehen auf dem früheren Kuhwerder am Mühlgraben nördlich der Bleiche.
1811 Die Stadtmühle brennt ab.
1811/12 Anhaltende Durchmärsche französischer und anderer Truppen, von Teilen der Großen Armee, die im Juni 1812 in Russland einfällt.
1813 Einquartierungen während des Frühjahrsfeldzuges.
  Russische Pioniere bauen im April eine Floßbrücke über die Mulde.
  Am 6.10. erreichen streifende Kosaken unvermutet die Stadt.
  Napoleon nimmt mit dem 3. Armeekorps in der Nacht vom 8. zum 9.10. in Wurzen Quartier (Napoleon im Lossowschen Haus, Domgasse 2).
  Am späten Nachmittag des 16.10. erstürmen Kosaken die Stadt und beenden damit die napoleonische Fremdherrschaft in Wurzen. Am 17.10. kommt es zu einem Gefecht am Kieselberg, französische Infanterie auf dem Marsch zum Wurzener Muldenübergang wird von Kosaken und österreichischen Einheiten angegriffen.
  Während der Völkerschlacht wird Wurzen Lazarettort (Heilig-Geist-Kirche). Insgesamt werden während der Kriege 254 fremde Soldaten im „Soldatenwinkel“ auf dem Wurzener (Alten) Friedhof begraben.
  Von März bis Dezember 1813 müssen die Wurzener an Kriegslasten 133 783 Taler 24 Groschen und 9 Pfennige tragen. Die Stadt ist tief verschuldet, die Schuldentilgung wird Jahrzehnte in Anspruch nehmen.
1814.VII.17. Große Parade des „Banners der freiwilligen Sachsen“, eines nach der Völkerschlacht bei Leipzig gebildeten Truppenteils unter russischer Fahne, vor Zar Alexander von Russland, der aus diesem Anlass in Wurzen weilt.
1817/18 Sanierungsarbeiten im Dom. Die barocke Innenausstattung verschwindet vollständig, ebenso verbliebene Zeugnisse aus vorreformatorischer Zeit, sie werden durch „Tischlergotik“ ersetzt.
1818 Aufhebung des Stiftsamtes. Bis 1838 bildet das Stiftsland den Amtsbezirk Wurzen im Königreich Sachsen. Die Stiftsregierung wird 1819 aufgehoben.
1819 Wurzen wird königlich-sächsische Garnisonsstadt. Ein Jäger-Bataillon ist zunächst in der „Alten Kaserne“, einem Stiftsgebäude auf dem Domplatz, untergebracht.
1825 Gründung der Wolf von Arnimschen Braunkohlengruben Zeititz-Wurzen.
1826 Die Stadt kauft mit ihrer aus 149 Eigentümern bestehenden brauberechtigten Bürgerschaft die spätere Stadtbrauerei für 2 330 Taler von der Fürstin Reuß (Thallwitz).
1828 Mit dem Abbruch des Wenzelstores wird ein Vorgang eingeleitet, in dem sich Wurzen nach und nach von seiner noch weitgehend mittelalterlich geprägten Physiognomie trennt.
VII.08. Ferdinand von Funck, sächsischer Offizier und Diplomat während der Napoleonischen Kriege, stirbt in Wurzen, wo er seine letzten Lebensjahre verbracht hat.
1830/31 Revolutionäre Volksbewegungen in Sachsen
  Ein Antrag der Wurzener Bürgerschaft vom 30.10.1830 an den Rat enthält u.a. die Forderung nach totaler Umwandlung der Landesverfassung und nach Wahl der Stadtverwaltung durch Stadtverordnete. Am 1. und 2.3.1831 erfolgen erstmalig Wahlen im Stadt-, Wenzels-, Eilenburger und Jacobsviertel.
  Die Stadt umfasst nunmehr 447 Wohngrundstücke mit 3 800 Einwohnern.
  Der sächsische Landbaumeister Königsdörffer baut die Straßenbrücken über Mulde, Aue und Mühlgraben. Die Fähre ist aufgehoben worden. Freigabe der Strombrücke nach 7-monatiger Bauzeit am 19.12.1830. 1831 Bau der Mühlgrabenbrücke. Übergabe der Landbrücke am 17.9.1832. Verzögerungen durch Unruhen unter den Bauarbeitern.
1832.II. Neue Städteordnung in Sachsen. Die Gemeinden erhalten die Selbstverwaltung.
  Durch die Eigengerichtsbarkeit einzelner Stadtteile oder Eigentümer (1806 von 543 Häusern 50 „unter dem Stift“, 89 „unter dem Amt“ und 404 „unter dem Rat“; dazu Eigengerichtsbarkeit des Steinhofes und der Stadtmühle) wird die Erarbeitung eines „Local-Statuts“ sehr erschwert.
1833.X.16. Erstmals erscheint eine Lokalzeitung: das „Wurzener Wochen- und Intelligenzblatt“, gedruckt in der Druckerei Jacob auf dem Domplatz.
1834 Wurzen hat 4618 Einwohner.
1835 Königsdörffer lässt im November an der Mulde mit dem Bau der Eisenbahnbrücke beginnen.
1836 Gründung der Zigarrenfabrik Hartenstein und der Möbelhandlung Zimmermann.
1837 Gründung der Maschinenfabrik H. Aug. Schmidt.
1838.VII.31. Das Teilstück Leipzig-Wurzen der ersten deutschen Ferneisenbahnlinie ist fertiggestellt. Die Eisenbahn fährt zum ersten Male bis Wurzen.
1839 Fertigstellung der Eisenbahnlinie. Einweihung am 7.4.1839. Am 20.4. erstes Eisenbahnunglück auf dem Bahnhof.
  Abbruch des Jacobstores.
  Bau eines Militärhospitals vor dem Eilenburger Tor.
  Im November und Dezember Vorbereitungen zur Vereinigung der „Capituls-Gemeinde“ (unter dem Stift, Domplatz) und der beiden Amtsgemeinden Crostigall und Gaudlitz mit der Stadtgemeinde.
1840 In der Stadt leben 4 825 Einwohner.
  Die Stadt wird zunehmend für auswärtiges Kapital interessant. Verschiedene günstige Standortfaktoren garantieren Profit:
  · günstige Lage zum Wasser (Mulde und Mühlgraben), · nunmehr sehr gute Verkehrslage, · leistungsfähiges agrarisches Umland als Absatzgebiet, Rohstoffquelle, Arbeitskräftereservoir mit niedrigem Lohnniveau, · niedrige Bodenpreise, · „Fühlungsvorteile“ durch die Nähe der Messestadt.
  August Schütz aus Hannover gründet die Wurzener Tapetenfabrik. Einbeziehung des „Neuen Hauses“ in die Tapetenfabrik.
  Die eigentliche Industrialisierung beginnt.
1840 Die städtische Gerichtsbarkeit wird an den Staat abgetreten.
  Einführung des neuen sächsischen Münzsystems: · 1 Taler = 30 Neugroschen · 1 Neugroschen = 10 Neupfennig
1843. August Erst nachdem die Gerichtsbarkeit an den sächsischen Staat abgetreten worden ist (1841), kann die neue Städteordnung auch in Wurzen in Kraft treten.
1844 Abbruch des Eilenburger Tores und des Torturms.
1845 Gründung einer Tonwarenfabrik und Ziegelei in Bennewitz (durch Carl und Gustav Harkort aus Leipzig).
  Gründung einer Papierfabrik am Mühlgraben.
  Der demokratisch gesinnte Rechtsanwalt Julius Theodor Schmidt (geboren 1811 in Wurzen) wird zum Bürgermeister gewählt.
1847 Erwerb der Stadtmühle durch Friedrich Krietsch. In der Folgezeit Ausbau der Mühle zum ersten Großbetrieb der Stadt (Übergang von der Lohn- zur Handelsmüllerei; 1869 Wegfall des Mahlzwanges und Aufnahme der Brotbäckerei; 1875 Aufnahme der Bisquitbäckerei; 1883 Aufgabe der Brotbäckerei). Die Entwicklung dieses Betriebes stimuliert nachhaltig die Entwicklung anderer Gewerbe und Industrien in der Stadt.
  Gründung des Turnvereins 1847.
  Verlegung der Post aus dem Postgebäude am Rondell in die Eichlerschen Häuser in der Schulgasse (Domplatz).
  Am 14.7. Eröffnung einer „Spar- und Leihcasse“ im Rathaus.
1848/1849 Bürgerlich-demokratische Revolution in Sachsen.
1848 Im Frühjahr kommt es in Wurzen zum ersten Male zur Bildung zweier politischer Vereine: des „Deutschen Vaterlandsvereins“, der sich auf das städtische Kleinbürgertum stützt und die demokratische Umgestaltung Deutschlands fordert (Versammlungsort ist „Stadt Leipzig“ am Bahnhof), und des „Deutschen Vereins“ der Wurzener Offiziers- und Beamtenkreise sowie der Grundbesitzer, denen es um den Erhalt der Monarchie geht (Versammlungsort ist das „Blütgensche Restaurant“ in der Färbergasse).
  Bürgermeister Schmidt wird im Mai in die Frankfurter Nationalversammlung gewählt (er tritt sein Mandat im Herbst an den Wurzener Advokaten Carl Ludwig Langbein ab).
  Unter dem Einfluss der Ereignisse in Sachsen gestaltet sich der traditionelle Schützenaufzug am Donnerstag nach Pfingsten (13.6.) zu einem Volksfest, bei dem auf dem Bürgerwerder eine „Freiheitssäule“ errichtet wird.
1849 Wegen offener Unterstützung des Dresdener Maiaufstands wird Schmidt am 10.5. im Rathaus durch sächsisches Militär verhaf-tet und später wegen Hochverrats angeklagt.
1850 In der Nacht vom 3. zum 4.4. gelingt Schmidt mit Hilfe von Freunden die Flucht aus dem Wurzener Amtsgerichtsgefängnis. Er wandert nach Amerika aus.
1851 Nach einjähriger Bauzeit wird im März ein Krankenhaus mit 14 Betten übergeben (August-Bebel-Straße 40).
  Gründung der Beleuchtungskörperfabrik F. August Dämmich.
1852 Wurzen hat im November 5 256 Einwohner (wie am Ende des 16. Jh.)
1853 Bau einer Bürgerschule am Domplatz (neben der alten Lateinschule.
1854 Postdirektor Just lässt in der Bahnhofstraße (heute Nr. 26) ein neues Postgebäude errichten.
1856 Woll- und Velourstaubfabrik Schütz gegründet (die spätere Teppichfabrik).
1857 Gründung einer „Kleinkinderbewahranstalt“.
  Gründung der Schokoladenfabrik A. Uhlitzsch (später BHG).
  Gründung der Kartonagenfabrik Zimmermann & Breiter.
1859 Eröffnung eines Steinkohlengaswerkes. Wurzen erhält die erste Stadtbeleuchtung.
  Gründung der Möbelfabrik Hermann Streil in der Domgasse.
1861 Die Pianofortefilzfabrik J. D. Weickert (1847 in Leipzig gegründet) wird von Golzern nach Wurzen verlegt.
  Eröffnung der Wollwäscherei Schroth (1831 als Weißgerberei gegründet).
1862 Gründung der Sächsischen Bronzewarenfabrik K. A. Seifert.
1865 Die Wurzener Zigarrenmacher gründen in der „Pfeffermünze“ (später „Bürgergarten“) eine „Kranken- und Unterstützungskasse“. Das ist die erste Organisationsform der Wurzener Arbeiterschaft überhaupt.
1866 Preußisch-Oesterreichischer Krieg.
  Besetzung Wurzens durch preußische Truppen.
  Gründung der Hanfgurt- und Treibriemenweberei, Drahtseil- und Drahtzaunfabrik A. W. Kaniß.
1867 Eröffnung einer „Dampfschiffahrt“ auf Mühlgraben und Mulde.
1870/71 Deutsch-französischer Krieg
  11 Wurzener fallen in Frankreich (Obelisk auf dem Wettinerplatz von 1889, "Wettinsäule").
nach 1870 Das Wurzener Ostviertel entsteht.
1871 Kleindeutsche Reichseinigung unter Führung Preußens.
  Die Stadt hat 7 851 Einwohner.
1872 Maschinenfabrik, Eisengießerei und Kesselschmiede Richard Klinkhardt gegründet.
  Gründung der Apparatebauanstalt A. Naumann.
  Bau zahlreicher neuer Brunnen. Die alten Röhrtröge verschwinden.
1873/74 Endgültige Neuordnung der lokalen Staatsbehörden in Sachsen. Trennung von Justiz (Amtsgerichtsbezirk Wurzen) und Verwaltung (Amtshauptmannschaft Grimma).
1873 Gründung einer Realschule, aus der 1879 ein Gymnasium hervorgeht.
1874 Das Postgebäude wird von der kaiserlichen Postverwaltung übernommen. Bei dieser Gelegenheit befindet sich der Generalpostdirektor Stephan in Wurzen. Bereits 36 Ortschaften gehören zum Landbezirk des Postamtes Wurzen.
1876 Gründung des Ländlichen Wirtschaftsvereins Kühren.
1877 Fertigstellung der Muldentalbahn. Wurzens „Nordbahnhof“ (heute Amtsgericht) wird Endstation dieser Strecke. Am 1.7. fährt die Eisenbahn zum ersten Male auf dieser Strecke bis Wurzen. Stillegung des Bahnhofs 15.10.1879.
1878 Eröffnung der Landwirtschaftlichen Kreisschule.
1879 Gründung der Maschinenfabrik und Eisengießerei G. A. Schütz (später MAFA).
1880 Georg Juel, Besitzer der Teppichfabrik, lässt am nördlichen Stadtrand einen Park anlegen (südlicher Teil des heutigen Stadtparkes).
  Wurzen hat 9 719 Einwohner.
  Gründung der Wurzener Gardinen- und Spachtelfabrik Paul Blei & Co.
1881 Übergabe des 1880/81 erbauten Schulgebäudes Domplatz 7/8 (1891-1949 Mädchenschule, 1949-1991 Grund-, Mittel- und Oberschule, 1991-1996 Gymnasium, nach Umbau seit 1998 Berufliches Schulzentrum).
1881/1882 Walter Hasenclever wohnt nach seiner Ausweisung aus Leipzig während des Sozialistengesetzes (1878-1890) in Wurzen.
1882 Gründung der Maschinenfabrik Aug. Deutloff.
  Gründung der Wurzener Kartonagenfabrik Paul Kraner.
  Julius Künzel wird aus Leipzig ausgewiesen und lässt sich in Wurzen nieder. Er ist mit August Bebel und Wilhelm Liebknecht befreundet. Die beiden kommen aus Borsdorf oft ins Wurzener Land und halten z.B. im Waldhaus „Waidmannsheil“ im Planitzwald heimliche Beratungen auch mit Wurzener Sozialdemokraten ab. Das fördert nachhaltig den Einfluss der Sozialdemokratie auf die Wurzener Arbeiterschaft.
1884 Gründung einer Bauarbeiter- und Tischlergewerkschaft.
  In der Folgezeit entstehen bis 1890 als Vorläufer von Gewerkschaften Fachverbände u.a. der Maler, Buchdrucker, Steindrukker.
1885 Gründung der Wandtafelfabrik von Oskar Jäger & Co.
  Gründung der Buchdruckerei Reinhold Müller.
1886-1889 Bau der Jägerkaserne auf dem Gelände des ehemaligen Muldentalbahnhof (nach Heeresreform 1900 Infanteriekaserne, 1920/26 Ausbau u.a. zum „Stadthaus“).
1886 Gründung der Filz- und Schuhwarenfabrik Wilhelm Häntzschel.
  Die Söhne Friedrich Krietschs sehen sich gezwungen, den Familienbetrieb („Krietschmühle“) in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln.
1887 Gründung des Arbeiter-Bildungsvereins, 1893 in „Volks-Bildungs-Verein“ umbenannt.
  Einweihung des Neuen Friedhofs.
1888 Umbau des Bahnhofsgebäudes.
1889 5-wöchiger Bauarbeiterstreik.
  Chemische Fabrik Gebr. Kluge gegründet.
  Gründung der Wurzener Bank.
  Gründung der Maschinenfabrik für Transportanlagen G. F. Lieder.
  Gründung der Transportanlagenfabrik Max Schönert.
  Baubeginn für neues Postamt (fertiggestellt 1890).
1890 Abriss des Domtores als des letzten Stadttores.
1890/91 Bau der Knabenschule (heute Pestalozzi-Mittelschule).
1890 Wurzen hat 14 635 Einwohner.
  Gründung einer Handelslehrlingsanstalt (die spätere Handelsschule).
1891 Einrichtung einer Stadtfernsprecheinrichtung mit zunächst 35 Teilnehmern und einer Fernsprechleitung nach Leipzig.
1892 Der Zigarrenmacher August Fleischer vertritt erstmalig die Wurzener Sozialdemokraten im Stadtparlament.
1893 Das Rohrnetz für die zentrale Wasserversorgung der Stadt wird ver legt und der Wasserturm erbaut. Im Oktober wird die Anlage in Betrieb genommen.
1894 Das neue Städtische Wasserwerk übernimmt die zentrale Wasserversorgung der Stadt.
  Gründung des Arbeiter-Turn-Vereins.
  Eine Zeitlang ist Julius Künzel der einzige sozialdemokratische Stadtrat in Sachsen (bis 1890).
1898 Gründung der Transportanlagenfabrik Otto Scheufler.
1899 Streik der Bauarbeiter um höhere Löhne und Herabsetzung der 12-stündigen Arbeitszeit. 5 Betriebe mit 169 Maurern werden bestreikt.
1900 Wurzen hat 16 614 Einwohner. Die Stadt vergrößert sich nach Osten bis zur Marienstraße.
  Gründung der Maschinenfabrik Adolf Busse.
1901 Eröffnung einer Reichsbanknebenstelle im Badergraben.
1902 Umbau der Liegenbank; ihre Keller werden verfüllt und vermauert. Der Markt erhält ein neues Pflaster.
  Fertigstellung der Artilleriekaserne nördlich des Stadtparks.
  Weihung der katholischen Kirche (erbaut 1896/99).
  Abriss des letzten Backhauses auf der Bleiche.
  Gründung der Pantographenfabrik Neidhardt.
1903 Bildung einer selbständigen Unterbezirks der SPD.
1904 Die Gesellschaft für gleislose Bahnen Max Schiemann & Co. siedelt sich in Wurzen an und baut für die Mühlenwerke AG 1905 eine gleislose elektrische Gütertransportbahn (in Betrieb zum König-Albert-Schacht bis 1911, zur Roggenmühle am Güterbahnhof bis 1928).
1906 Eröffnung des ersten Wurzener Kinos im Gasthof zur Rose.
  Eröffnung des Jacobschen "Privat-Orts-Museums".
1907 Während eines Manövers hält sich König Friedrich August III. in Wurzen auf.
  Gründung der Commerz- und Privatbank (A.-G.) im Badergraben.
1908.IV.22./23. Die Tapetenfabrik Schütz brennt ab. Das zu ihr gehörende barocke "Gewandhaus" wird abgerissen.
  Aus dem Erlös einer Lotterie wird auf dem Wachtelberg ein Aussichtsturm ("Bismarckturm") errichtet.
  Gründung der Wurzener Terraingesellschaft G.m.b.H.
1909 Gründung des Wurzener Geschichts- und Altertumsvereins.
.IV.01. Einweihung des Bismarckturmes auf dem Wachtelberg.
  Gründung der Wurzener Metallwarenfabrik.
1911 Wurzen erreicht mit 18 500 Einwohnern einen neuen Wachstumshöhepunkt.
  Umfassende Erweiterung des Bahnhofs.
  Einweihung des neuen Stadtkrankenhauses (erbaut 1909/11).
  Mit der Inbetriebnahme der Umformerstation zieht die Elektrizität in Wurzen ein.
.III.27. Als erstes sächsisches Flächennaturdenkmal wird der Wachtelberg unter Schutz gestellt.
.V.06.-X.31. Auf der 1. Internationalen Hygiene-Ausstellung in Dresden wird das Wurzener Projekt „Gartenvorstadt Ost“ im Bereich „Deutsche Städte“ präsentiert.
  Eröffnung einer Filiale der Allgemeinen Deutschen Credit-An-stalt in der Wenceslaigasse.
.XII.12. "Vater Schöne" beendet als letzter Türmer auf der Wenceslaikirche seinen Dienst.
1913 Auf dem Turm der Wenceslaikirche wird erstmals eine städtische Uhr eingebaut, die die Firma Lieder der Stadt geschenkt hat.
1914 Wurzen hat 19 200 Einwohner.
1914VIII.1.-1918XI.11. 1. Weltkrieg.
  Über 700 Männer aus Wurzen lassen ihr Leben auf den Schlachtfeldern des Krieges.
1916/17 Flugplatzbau hinter der Infanteriekaserne. Unter schwierigen Verhältnissen und unter Einsatz vor allem von Frauen wird ein etwa 120 ha großes Gelände erschlossen.
1917. Nov. In der Kaserne wird eine Fliegeraufbauschule eingerichtet.
XI.27. Die Mühlenwerke werden durch ein Großfeuer vernichtet.
  Bereits 1918 wird mit dem Neubau des Betriebs begonnen, dem ab 1919 die benachbarte "Bleiche" vollständig zum Opfer fällt.
1918.VIII.27. Ein Windhose zieht aus Richtung Neumühle in Richtung Roitzsch und Kühnitzsch und richtet u.a. bei der Firma G. F. Lieder (Dresdener Straße 64) großen Schaden an.
1918 Novemberrevolution in Deutschland. Ende der monarchischen Staatsform im Reich und in den deutschen Staaten.
  Am 8.11. bilden sich in der Fliegeraufbauschule und in der Artilleriekaserne Soldatenräte, die sich am 10.11. mit dem Wurzener Arbeiterrat vereinigen. Friedenskundgebung des Arbeiter- und Soldatenrates am 11.11. auf dem Markt. Vorübergehende Suspendierung der Stadtverwaltung durch die Räte.
1919 Nach dem Versailler Vertrag Entmilitarisierung der Stadt.
  Das Mannschaftsgebäude der Infanteriekaserne wird zum "Stadthaus" umgebaut (1920-1929), die Artilleriekaserne wird zu Wohnzwecken und durch verschiedene Gewerbe genutzt.
1920 Sachsen wird "Freistaat".
  Während des Kapp-Putsches verhindern Arbeiter die Fahrt eines Panzerzugs der Reichswehr, indem sie bei Bennewitz die Eisenbahngleise zerstören.
  Starker Anstieg der Arbeitslosigkeit. Die Erwerbslosen erzwingen die Aufnahme des Bahnbaus Wurzen-Eilenburg.
1923 Auf dem Höhepunkt der Nachkriegskrise spektakuläre Selbsthilfeaktion Wurzener Arbeiter unter der Führung der kommunistischen Stadträte Albert Kuntz und Bruno Lau: Ermittlung und Beschlagnahme von Lebensmitteln auf Rittergütern in der Umgebung. Besetzung Wurzens durch Landespolizei und Reichswehr am 22.10.
  Verlängerung der Reichsstraße (Hermann-Ilgen-Straße) bis zum Bahnhofsvorplatz.
1924.II.18. Die ehemalige Schönert-Mühle (seit 1902 die Roggenmühle der Krietschwerke) fällt einem Großfuer zum Opfer. Der strenge Frost erschwert die Löscharbeiten.
1924.IV.1. Ausgliederung Wurzens als kreisfreie Stadt aus der Amtshauptmannschaft Grimma.
  Die Stadt umfasst eine Fläche von 1075 ha 20,8 a und hat 18 500 Einwohner.
1924/25 2. Bauabschnitt der Mühlenwerke. Das alte Fließengefüge der Mühlgrabenarme (Gelbe Lache, Wüstes Gerinne) verschwindet vollständig. Als Rest bleibt nur der Gura-See (nach dem Aufsichtsratsvorsitzenden Gustav Rathgen) erhalten.
1925 Bau des Speichergebäudes (Kornhaus) in der Dresdener Straße.
  Wurzen hat 18 286 Einwohner. Davon sind 9 062 erwerbstätig, 70 % in der Industrie.
  Einrichtung einer Jugendherberge in den Kammergebäuden der früheren Infanteriekaserne.
1925-1927 Bau des Betriebskanals für das Wasserkraftwerk Canitz. Der Mühlgraben wird von seinem Anfang bis in Höhe des späteren Stadtbades verrohrt. Sprengung der Kuhmuldenbrücke.
  Erweiterung des Geländes der Teppichfabrik über den einstigen Kuhwerder.
1925/1926 Ausbau des Goldenen Tälchens zu einem Freibad.
1926.XI.14. Die Wahlen zur Stadtverordnetenversammlung bringen erstmals eine Linksmehrheit (10 SPD und 3 KPD; 12 "Bürgerliche").
1927.I.24. Georg Boock wird erster sozialdemokratischer Bürgermeister und löst Friedrich Seetzen (DNVP) ab, der 27 Jahre im Amt war.
IV.1. Eröffnung des Heimatmuseums im Rathaus.
1927 Abriss der Drahtseilbahn Lüptitz-Bahnhof Wurzen.
  Eröffnung der Eisenbahnstrecke Wurzen-Eilenburg.
  Anlage des Stadtbades auf dem Fährwinkel.
1928/1929 Auflebendes Baugeschehen: Der Wohnungsbau (u.a. auch für kinderreiche Familien) steigert sich bis auf 193 Wohnungen im Jahre 1929. Es entstehen die Neubauten am Rosenweg, in der Friedrich-Ebert-Straße, in der Marienstraße u.a. Es entstehen die Gebäude der Konsum- und Spargenossenschaft, der Ortskrankenkasse, das Sport- und Gewerkschaftsheim, der Städtische Wirtschaftshof, die Volksküche u.a.
1929/1930 Anstieg der Arbeitslosigkeit in Folge der Weltwirtschaftskrise.
  Als Notstandsarbeiten werden ausgeführt die Unterführung am Dehnitzer Weg und Straßenarbeiten.
  Aus Mitteln der Hermann-Ilgen-Stiftung wird das Mahnmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges am Alten Friedhof errichtet.
1930/1931 Abbruch der hölzernen Landbrücke und Bau einer steinernen Brücke von 225 m Länge (Fertigstellung 15.1.1931)
1932 Am 31.1. werden in Wurzen 6 800 Arbeitslose registriert, von denen 5 855 eine Unterstützung erhalten. In der Stadtverordnetenversammlung kann am 28.5. der Haushalt wegen zu hohen Defizits nicht verabschiedet werden.
.X.23. Nach umfassender Restaurierung Wiedereröffnung des Doms, der u.a. mit Bronzeplastiken von Georg Wrba ausgestattet wurde.
1933 Machtergreifung durch die Nationalsozialisten. Ab 24.4. keine Kommunisten, ab 19.5. auch keine Sozialdemokraten mehr in der Stadtverordnetenversammlung.
.IV.1. Erster Boykott jüdischer Geschäfte in der Stadt.
1935 Remilitarisierung der Stadt. In die Artilleriekaserne zieht ein Flak-Regiment ein.
1938.XI.9. Verwüstung der jüdischen Geschäfte. Inhaftierung der jüdischen Familien. Fast alle jüdischen Bürger verlassen in den nächsten Monaten die Stadt und emigrieren ins Ausland. Hugo und Hedwig Luchtenstein werden 1942 von Leipzig aus in ein Vernichtungslager abtransportiert.
1939.IX.1.-1945.V.8. Zweiter Weltkrieg.
1939.IX.4. Als erster Wurzener fällt in Polen der 20-jährige Erhard Heinz Junghans. Bis zum 25.10.1945 beurkundet das Standesamt Wurzen 650 "Kriegssterbefälle".
1940 In der Mädchenschule auf dem Domplatz, im Schweizergarten und in der Broncewarenfabrik werden „Volksdeutsche“ aus dem Osten untergebracht.
.März Die Waggonfabrik Uerdingen errichtet an der Lüptitzer Straße ein Ringfederwerk.
  Die Milei-Gesellschaft aus Stuttgart siedelt sich in Wurzen an.
1941.Juni Anhaltende Truppentransporte nach dem Osten.
1942 Schließung der Mädchenschule wegen Kohlemangels.
1943.Sommer Ausgebombte aus Aachen und Köln treffen in Wurzen ein.
  1. Auffanglager in der Knabenschule.
.X.20. Erster Bombenangriff auf die Stadt fordert ein Opfer.
1944 Einrichtung von Großküchen.
  Bau von 20 Behelfsunterkünften an der Collmener Straße.
  Fliegeralarme nehmen zu.
.X.7. 12.48 Uhr Bombenangriff auf den Südosten der Stadt ( 21 Tote und 150 Obdachlose).
1945 Bombenangriffe Anfang April fordern 12 Tote.
.IV.12. KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter berühren auf ihrem Todesmarsch auch Wurzen.
.IV.16. Sprengung sämtlicher Mulde- und Kanalbrücken auf Befehl des Kampfkommandanten, nachdem amerikanische Panzer Bennewitz erreicht haben.
.IV.24. Kampflose Übergabe der Stadt an die Amerikaner durch Oberbürgermeister Dr. Armin Graebert.
.V.5. Besetzung Wurzens durch die Rote Armee (bis 23.2.1993).
  Die Amerikaner ziehen sich auf das westliche Muldenufer zurück. Der Fluss wird Demarkationslinie (bis 1.7.).
1945.V.8.-1990.X.2. Ostdeutsche Kleinstadt unter sowjetischer Besatzung.
1945.Sommer Beginn der "antifaschistisch-demokratischen Umwälzung".
  Konstituierung von Ortsgruppen antifaschistischer Parteien: KPD am 27.6., SPD am 27.7., LDPD und CDUD im August.
.IX.19. Einsetzung eines Stadtrates durch die sowjetischen Behörden.
  In ihm dominiert die KPD entgegen ihrer tatsächlichen Mitgliederzahl.
.Oktober Beginn der Schulreform und der Bodenreform.
  Die Stadt hat am 6.10. insgesamt 15 328 Einwohner, darunter 2 080 Umsiedler.
1946 Bis Ende Februar gehen insgesamt 313 700 Vertriebene aus den Ostgebieten und dem Sudetenland durch die Wurzener Lager, die von der "Transportleitung Osten" unterhalten werden.
1948 Erste "volkseigene Betriebe" werden gebildet (Drahtseilwerk, Teppichfabrik).
1949.IX.1. Erste HO-Geschäfte in der Wenceslaigasse und auf dem Markt, in denen ohne Marken eingekauft werden kann.
1949.X.7.-1990.X.2. Deutsche Demokratische Republik.
1950 Wiederaufnahme des Wohnungsneubaus (Ringelnatzstraße).
  Die Dörfer Bennewitz, Roitzsch, Dehnitz, Deuben, Grubnitz, Schmölen und Nischwitz werden nach Wurzen eingemeindet.
1952 Verwaltungsreform. Wurzen wird Kreisstadt im Bezirk Leipzig.
  In Bennewitz und Roitzsch werden LPG gegründet.
1954 Einweihung einer Naturbühne in einem alten Steinbruch am Wachtelberg.
  Einweihung des Neubaus der Straßenbrücke über die Mulde.
  Nach wochenlangen Regenfällen kommt es im Juli zu einer der größten Hochwasserkatastrophen des Jahrhunderts.
1955 Mit der Bebauung der Felder am Steinhof wird begonnen (Grundsteinlegung für den ersten AWG-Block am 22.9.).
1956 Beginn der Bebauung an der Lüptitzer Straße.
1959.IX.13. Gründung einer Musikschule.
  Beginn des Mittelschulunterrichts in Wurzen (10-klassige polytechnische Oberschule).
1961 1000-Jahr-Feier der Stadt (10.-18.6.).
1963 Die Stadt- und Kreisblibliothek wird Freihandbibliothek.
1964 Wurzen hat 24 324 Einwohner (31.12.).
1966 Inbetriebnahme der neuen Kläranlage.
  Einweihung der Schulsternwarte in der Schillerstraße.
1967/1969 Neubau der Eisenbahnbrücke.
1968 Der östliche und nördliche Teil des Steinhofes wird abgerissen, um eine bessere Straßenführung der jetzigen B 6 zu ermöglichen.
1969.V.31. Aufnahme des elektrischen Zugverkehrs zwischen Leipzig und Dresden. Einstellung der Personenbeförderung auf der Strecke Wurzen-Golzern (Teil der früheren Muldentalbahn).
.X.7. Anlässlich des 20. Jahrestages der Gründung der DDR Baubeginn für eine Schwimmhalle in der Lüptitzer Straße (Fertigstellung 1.8.1972).
1971 Die Bebauung des Neubaugebiets Nord 1 zwischen Lüptitzer und Zillestraße ist abgeschlossen.
1972 Alle größeren privaten Betriebe, solche mit staatlicher Beteiligung und Genossenschaften mit industrieller Produktion werden durch Kauf in Volkseigentum übernommen.
  Mit 24 356 Einwohnern erreicht Wurzen sein bisheriges Bevöl-kerungsmaximum.
1974.V.25. Beginn des S-Bahn-Verkehrs zwischen Leipzig und Wurzen.
.IX.1. Einweihung der Wilhelm-Pieck-Oberschule (später Mittelschule Nord, seit 2008 Ringelnatz-GS und Musikschule).
1976 Abriss der Heiliggeistkirche im ehemaligen Alten Friedhof, dieser wird in eine Parkanlage umgewandelt.
  Die Bevölkerungsentwicklung der Stadt wird rückläufig. Nischwitz und die Dörfer westlich der Mulde werden wieder ausgemeindet.
1978.V.26. Einstellung des Personenverkehrs auf der Bahnstrecke Wurzen-Eilenburg.
1980 Der Wurzener Detlev Kästner erkämpft zur Olympiade in Moskau eine Bronze-Medaille im Boxen.
1981 Der traditionsreiche Fremdenhof „Börse" wird abgerissen.
1982-1984 An der äußeren Torgauer Straße entsteht ein Heizwerk, das die Wärmeversorgung für mehrere Betriebe und für die im Norden der Stadt geplanten Neubauviertel übernehmen soll.
1982 Sanierung der Gebäude auf der Liegenbank. Die Nr. 1 wird bis 1983 völlig neu errichtet (Fachwerkhaus).
  Beginn der Erschließungsarbeiten für das Eigenheimviertel an der Nemter Straße (Südring).
1983 Jubiläumsfeier anlässlich des 100. Geburtstages von Joachim Ringelnatz. Das Geburtshaus des Dichters wird nach Sanierung als Ringelnatz-Museum und Sitz der Kreisgeschäftsstelle des Kulturbundes übergeben. Auf dem Markt wird ein Marktbrunnen mit einer Figur des Dichters eingeweiht (24.6.).
  Der Röntgentrakt des Kreiskrankenhauses ist fertiggestellt.
.VIII.6./7. Nach starken Niederschlägen durchbricht die Mulde den Damm am Einlauf des Betriebskanals und am Fährwinkel oberhalb der Eisenbahnbrücke (Schaden über 2 Mio. Mark). Bis zum 26.10. wird der Fluss wieder in sein altes Bett zurückgedrängt.
  Mit dem Rückbau des Betriebskanals wird begonnen.
1984 Wiedererrichtung der „Postsäule vor dem Wenzelstor“. Erneuerung des Wappens am Postgebäude. Postkutschenfahrt von Mügeln nach Wurzen anlässlich der Einweihung (23./24.6.).
  Baubeginn für die neue Wasserglasfabrik im Großen Eierpfuhl zwischen Wurzen und Dehnitz.
  Baubeginn im Neubaugebiet Nord II (20.7.).
  Der Aussichtsturm auf dem Wachtelberg wird nach seiner Sa-nierung den Besuchern wieder zugänglich gemacht.
1985 Eindeichung des Stadtbades.
  Das Neubaugebiet Nord II ist bebaut, mit Nord III wird begon-nen (Fertigstellung bis 18.4.1986).
1986 Abriss der Gebäudeinsel am Ausgang der Färbergasse zum Rosental.
  Festwoche anlässlich der 1025-Jahr-Feier der Stadt (1.-7.10.): Höhepunkt ist der Historische Markt am 7.10., zu dem etwa 50 000 Besucher gezählt werden. Im Vorfeld der Feier werden das Pesthäuschen saniert und die Aula der Berufsschule (Wandgemälde von Max Seliger) restauriert.
1987 Hochwasser in der Aue bis an die neuen Deiche (11.4.).
1989 Einweihung des neuen Gemeindehauses der Neuapostolischen Kirche in der Muldengasse.
1989.X.9.-1990.X.2. Politische Krise und Ende der DDR.
1989.X.16. Zum ersten Mal kommt es im Anschluss an das Friedensgebet im Dom zu einer Demonstration von etwa 400 Bürgern durch die Stadt. Ziele des Protestzuges sind die SED-Kreisleitung in der Geschwister-Scholl-Straße und die Kreisdienststelle der Staatssicherheit im Dehnitzer Weg. Der Domplatz, die Domgasse und die Schultreppen werden durch die Polizei abgesperrt und die Teilnehmer „observiert“.
.XII.12. Ein „Bürgerkomitee“ hat sich gegründet und will bis zu den Kommunalwahlen auf der Basis eines Arbeitsprogrammes die Tätigkeit der öffentlichen Gremien kontrollieren und ihre Hand-lungsfähigkeit sichern. 24 Vertreter von Parteien und Organisationen sowie parteilose Bürger gehören dem Komitee an, das meist in der Berufsschule tagt.
.Dezember In Wurzen leben 18 898 Einwohner.
1990.II.7. Vertreter der alten und der neugegründeten Parteien, des Neuen Forums und des Bürgerkomitees finden sich mit Vertretern der Stadt- und Kreisverwaltung am „Runden Tisch“ zusammen, den Superintendent Horst Schulze leitet.
.III.18. 51 % der Wurzener Wahlberechtigten wählen bei den Volks-kammerwahlen die „Allianz für Deutschland“ aus CDU, DSU und Demokratischem Aufbruch.
.V.6. Kommunalwahlen: CDU wird stärkste Fraktion im Stadtparlament und stellt mit Anton Pausch (ab 31.5.) den neuen Bürgermeister.
.VII.1. Beginn der Währungs- Wirtschafts- und Sozialunion mit der Bundesrepublik Deutschland.
.X.3. 00.00 Uhr Wiedervereinigung Deutschlands durch Beitritt der DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland.
  Während der offiziellen Feier der Stadt zum Tag der Einheit wird im Plenarsaal des Stadthauses ein Partnerschaftsvertrag mit Warstein (Nordrhein-Westfalen) unterzeichnet.
.X.14. Restituierung des Freistaates Sachsen.
.X.20. In Barsinghausen (Niedersachsen) wird ein weiterer Städtepartnerschaftsvertrag unterzeichnet.
.Dezember In der Stadt sind 2 184 Bürger als arbeitslos erfasst.
1991.I.3. Die Molkereigenossenschaft e.G. ist als erster größerer Be-trieb der Stadt in Konkurs gegangen. Etwa 100 Beschäftigte verlieren ihren Arbeitsplatz. Nach Jahrzehnten des Arbeitskräf-temangels ist Arbeitslosigkeit eine völlig neue Erfahrung der Bürger.
.II.2. Die ersten Asylbewerber kommen nach Wurzen. Sie werden im Alten Krankenhaus in der Albert-Kuntz-Straße untergebracht.
.V.31. Für den Betrieb "Solid-Lederwaren" wird das Konkursverfahren eröffnet. Die Treuhand hatte entschieden, dass die Firma nicht sanierungsfähig ist, außerdem werden Betriebsteile von Altei-gentümern zurückgefordert.
.Sommer Die Goetheschule wird Gymnasium und in das Schulgebäude auf dem Domplatz verlegt (bis 1994).
1992.III.5. Grundsteinlegung für den Schulneubau in der Rosa-Luxemburg-Straße. Übergabe am 14.8. Nutzung zunächst durch das Gymnasium, ab 1996 Grundschule „An der Sternwarte“.
.III.12. Das Freibad „Goldenes Tälchen“ wird für immer geschlossen.
.V.13. Am Jacobsplatz 11 ("Alte Schmiede") beginnt der Bau eines Wohn- und Geschäftshauses. Damit beginnt die Neugestaltung der Wurzener Innenstadt, die in ein Förderprogramm von Bund und Freistaat zur Altstadtsanierung aufgenommen worden ist.
.VI.18. Auf dem Markt werden die alten Lichtmasten durch 6 Kandelaber aus der Broncewarenfabrik ersetzt.
.VII.26. Nach zehn Jahren ist die umfassende Außensanierung des Domes mit der Fertigstellung der Türme abgeschlossen.
.August Das alte Stadtgut am Jacobsplatz 26/27 wird abgerissen.
.IX.28. Die „Friedenslichtspiele“ werden geschlossen. Damit hat Wurzen kein Kino mehr.
1993.I.1. Nemt wird Stadtteil der Stadt Wurzen
Februar Die Gasversorgung der Stadt wird von Stadtgas auf Erdgas umgestellt.
.II.23. Die letzten russischen Soldaten verlassen nach 48 Jahren Besatzung und Stationierung in der früheren Artilleriekaserne die Stadt.
.IV.17. Erster Spatenstich im Gewerbegebiet Eilenburger Straße.
.VI.4. Erster Spatenstich für eine neue Spiel- und Sporthalle in der Püttnerstraße (Fertigstellung bis 3.3.1994)
.VIII.8. Die ehemalige Kartonagenfabrik im Dehnitzer Weg brennt ab.
.IX.21.-26. Die 4. Baden-Württembergisch/Sächsischen Literaturtage finden in Wurzen statt.
.X.1. Nach Abriss des ruinösen Brauereikomplexes in der Badergasse beginnt der Bau eines modernen, dem Stadtbild angepassten Ensembles von Gebäuden mit Einkaufs- Büro- und Wohnflächen.
.XI.24. Nach monatelangen Tiefbauarbeiten wird die Wenceslaigasse als Fußgängerzone eingeweiht.
.XII.2. Grundsteinlegung für das künftige Freizeit- und Erlebnisbad auf dem Gelände des alten Stadtbades.
.XII.7. Die Stadt erhält das Staatliche Amt für Ländliche Neuordnung als Ausgleich für den bevorstehenden Verlust der Kreisstadtfunktion.
.Dezember In Wurzen werden 3 047 Arbeitslose gezählt. Das ist mit 14,8% das bisherige Maximum.
1994.IV.19. Baubeginn für ein neues Altenpflegeheim in der Albert-Kuntz-Straße auf dem Gelände des einstigen Alten Krankenhauses (Einweihung 30.4.1996).
.VI.8. Im Beisein von Kurt Biedenkopf erster Spatenstich für den Neubau des Gymnasiums in der Lüptitzer Straße (Einweihung am 16.02.1996).
.VI.6. Das Gelände am Jacobsplatz 26/27 ist neu bebaut; in das Geschäftshaus zieht die Geschäftsstelle der Sparkasse Muldental ein.
.VI.12. Europa- und Kommunalwahlen. Direktwahl des Bürgermeisters
  Zum erstenmal wird der Bürgermeister der Stadt von den Bürgern direkt gewählt. Es treten an: der bisherige Bürgermeister Anton Pausch (CDU), der bisheriger technische Beigeordnete Peter Konheiser (SPD) und Roland Mühlner (DSU). Keine absolute Mehrheit für Anton Pausch (41,5 %) oder Peter Konheiser (39,9 %). Deshalb am 26.6. Stichwahl. Ergebnis: Anton Pausch erhält 50,9 % der gültigen Stimmen, Peter Konheiser 40,8 %. Der bisherige Amtsinhaber wird auch die nächsten 7 Jahre Bürgermeister im Wurzener Stadthaus sein.
  Die CDU bleibt stärkste Fraktion im Stadtrat und vereinbart mit den zwei Stadträten der F.D.P. eine Koalition.
VII.31. Landrat Werner Hubrich, der für mehr als 4 Jahre die Geschi-cke des Landkreises Wurzen gelenkt hat, wird verabschiedet.
.VIII.1. Die Kreisreform tritt in Kraft: Wurzen verliert den Kreissitz und verbleibt als Stadt im neuen Muldentalkreis, der im wesentlichen aus den beiden Kreisen Grimma und Wurzen gebildet ist.
  Öffentliche Einrichtungen verlieren ihre Eigenständigkeit und werden Zweigstellen übergeordneter Einrichtungen in Grimma (Amtsgericht, Polizei, Schulamt, Landratsamt) bzw. Döbeln (Straßenmeisterei). In der Landesplanung wird Wurzen als Mittelzentrum ausgewiesen.
.XI.17. Nach 307 Tagen Bauzeit wird in der Nemter Straße ein Gemeindezentrum der "Sieben-Tage-Adventisten" eingeweiht.
1995.I.3. Seit Jahresbeginn läuft das Konkursverfahren für die Wurzener Möbel GmbH.
.VI.13. Der seit dem 29.5. währende Streik in der Dauerbackwaren GmbH endet mit einem Erfolg der Streikenden: Ihnen wird die 100%ige Angleichung ihrer Löhne an das Westniveau bis 1998 zugesichert.
.VII.14. Einweihung des Freizeit- und Erlebnisbades "Dreibrücken".
.Sommer Seit Mai kommt es wiederholt zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen „links“ und „rechts“ orientierten Jugendlichen. Mehrfach massiver Polizeieinsatz.
.VIII.8. Übergabe des vollständig sanierten Rathauses.
.VIII.18. Stadtrat gibt seine Zustimmung zur Ansiedlung der World Ressources Company auf dem Gelände des früheren Motorenwerks.
.VIII.25. Die Erschließung des Gewerbegebiets Nord wird mit der Übergabe der Verbindungsstraße zwischen Collmener und Eilenburger Straße abgeschlossen.
.XI.11. Wurzen hat 17 346 Einwohner.
1996.Januar Baubeginn für einen Wohn- und Geschäftskomplex zwischen Gerhart-Hauptmann-Platz und Kannengießergasse.
.II.16. Übergabe des fertiggestellten Neubaus des Magnus-Gottfried-Lichtwer-Gymnasiums.
  Rosenmontag-Umzug der Schüler und Lehrer vom Domplatz in die Lüptitzer Straße
.II.26. Für den Erhalt des Wurzener Kreiskrankenhauses mit allen seinen Stationen haben bisher 18 115 ihre Unterschrift gegeben.
.V.6. Im Gebäude der grundlegend sanierten "Alten Wache" in der Friedrich-Ebert-Straße eröffnet die Dresdner Bank ihre 60. Filiale in Sachsen.
.VI.14. Die Turmuhr von St. Wenceslai hat ein funkgesteuertes Uhrwerk erhalten.
.V.31. Schließung der Wurzener Teppichfabrik. Ihr Konkurs wurde bereits am 6.12.1994 angemeldet.
.Sommer Baubeginn für den Wohnpark in der früheren Gärtnerei Spaak.
.IX.13. Boykottaufrufe in Leipziger Medien gegenüber Wurzen wegen "neofaschistischer Zentren" in der Stadt.
.XI.16. Antifa-Demonstration mit etwa 5 000 Beteiligten aus verschiedenen Bundesländern gegen angeblich "neofaschistische Umtriebe in Wurzen". 1 200 Polizisten und 50 Journalisten begleiten den Zug durch die Stadt. Im Vorfeld dazu und danach zuge-spitzte Medienkampagne gegen die Stadtverwaltung und den Bürgermeister (Presse, Rundfunk und Fernsehen, Internet).
.November Seit 1991 haben sich in Wurzen 121 Spätaussiedler aus der früheren Sowjetunion niedergelassen.
1997.I.14. Das Parkhaus in der Franz-Mehring-Straße mit 203 Stellplätzen wird der Öffentlichkeit übergeben.
.III.31. In Wurzen leben auf einer Fläche von 1 749 Hektar insgesamt 17 030 Einwohner; davon sind 9 012 weiblich, 8 018 männlich. Unter ihnen sind 129 Ausländer.
.IV.1. Wurzen wird durch die Landesregierung zur "Großen Kreisstadt" erklärt.
.V.15. Der Abwasserzweckverband "Mühlbachtal" beginnt mit dem Bau des Regenstaukanals in der Alten Nischwitzer Straße (Fertigstellung 2.4.1998).
.IX.24. Gegen 2.00 Uhr bricht in der Bäckerei der Dauerbackwaren GmbH ein Feuer aus, dem die Hallen für die Feingebäckherstellung vollständig zum Opfer fallen. Die Feuerwehr kann lediglich ein Übergreifen der Flammen auf die Hallen für die Waffelproduktion verhindern. Die Arbeitsplätze für 300 Mitarbeiter gehen durch die Katastrophe verloren.
.X.30. An der äußeren Collmener Straße beginnt das umfangreichste Aufforstungsprojekt des Freistaates auf dem Gelände des früheren Truppenübungsplatzes, der in Fortsetzung dieser Arbeiten auch von Kampfmitteln gesäubert wird. Die Stadt wird einen angrenzenden Streifen des Geländes erwerben. Sie bewirbt sich um die Ausrichtung der Landesgartenschau im Jahre 2002, die dann auf diesem Gelände stattfinden soll.
.Dezember 20,4% der Erwerbsfähigen sind in Wurzen arbeitslos, das sind insgesamt 4 637 Frauen und Männer.
1998.IV.16. Erster Spatenstich für den Erweiterungsbau im Kreiskrankenhaus (Notaufnahmestation).
.V.19. Grundsteinlegung für den Neubau der Dauerbackwaren GmbH.
.V.12. Übergabe der neuen Förderschule für geistig Behinderte in der Lüptitzer Straße.
.VI.21. Die Fußballer des ATSV "Frisch auf" steigen in die Landesliga auf.
.VII.1. Fortführung des Abrisses der alten Wasserglasfabrik. Dazu werden 60 ABM-Kräfte eingesetzt.
.IX.3. Übergabe der völlig umgebauten und sanierten Schule am Domplatz 7/8 als Haus 2 des Beruflichen Schulzentrums Wurzen.
.IX.19. Einweihung des Neubaus der Schokoladen- und Gebäckfabrik der Stollwerck AG auf dem Gelände der im Vorjahr abgebrannten Produktionsstätte der Dauerbackwaren GmbH im Beisein von Bundesaußenminister Dr. Kinkel und von Ministerpräsident Kurt Biedenkopf. Dr. Hans Imhoff, der Aufsichtsratsvorsitzende der Stollwerck AG, erhält die Ehrenbürgerschaft der Stadt Wurzen.
.X.1./3. Die Schulmusiktage Sachsen/Baden-Württemberg finden in Wurzen statt. Abschlusskonzert am Tag der Einheit im Großen Saal des Gewandhauses zu Leipzig.
.XI.26.-28. Der NPD-Treffpunkt in der Dresdener Straße 62 wird von der Polizei am Abend der 26.11. geschlossen. In dem Gebäude, das einem Wurzener Bauunternehmer gehört, sollte am 28.11. der Landesparteitag der rechtsextremen Partei stattfinden.
.Dezember Das Drahtseilwerk wird von der Mutterfirma in Hamm geschlossen.
1999.II.1. Borsdorf und Pahnitzsch werden dem Wurzener Polizeirevier zugeordnet. Beide Gemeinden gehören auf Grund des ab 1.1. 1999 vollzogenen Stadt-Umlandgesetzes zum Muldentalkreis.
II.6. Nach über zweijähriger Bauzeit wird die Außenstelle Wurzen des Grimmaer Amtsgerichtes (der frühere Nordbahnhof in der Friedrich-Ebert-Straße) feierlich eingeweiht.
II.20. Der Pegel der Mulde erreicht mit 3,23 Metern seinen diesjährigen Höchststand. Am 4.3. verursachen Schneeschmelze und Regenfälle einen Pegelstand von über vier Meter. Alarmstufe 2 wird im Landkreis ausgelöst. Keine nennenswerten Schäden.
IV.16. Der Förderverein Mittleres Muldengebiet beginnt am „Tag des Waldes“ unter Mithilfe der Bevölkerung den künftigen Stadtwald auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz anzulegen.
V.20./21. Wiedereröffnung des Kulturgeschichtlichen Museums in der Domgasse. Am 21.5. Museumsball. Über die Pfingsttage ist das Museumsgebäude erstmals wieder nach vielen Jahren für die Bürger geöffnet. Die ständige Ausstellung ist völlig neu gestaltet worden.
V.27. Die ersten Gebäude der früheren Artilleriekaserne, die bis 1993 durch die russische Besatzungsmacht genutzt wurden, sind saniert. An der Juelstraße werden sie als Wohnpark über-geben.
VI.13. Die Wahlen zum Wurzener Stadtrat ergeben folgende Sitzverteilung: CDU 12, SPD 8, PDS 1, FDP 1, NPD 1.
VI.30. Der Abriss und die Beräumung der 100 000 Quadratmeter großen Fläche des Altwerks der Wasserglasfabrik ist beendet. Für diese Maßnahme waren 50 ABM-Kräfte eingesetzt.
VII.3. Erste Mulde-Regatta von Grimma nach Wurzen mit 727 Teilnehmern in 310 Booten.
VII.11. 40-jähriges Jubiläum der Musikschule Muldental "Theodor Uhlig". Festkonzert in der Aula des Gymnasiums.
  Einweihung der neuen Eule-Orgel in der Stadtkirche St. Wenceslai.
VIII.23. Einweihung der neuen Produktionsanlage bei der World Ressources Company an der Lüptitzer Straße im Beisein von Kurt Biedenkopf.
IX.9. Inbetriebnahme des Nemter Pumpwerkes für die Einleitung der Abwässer in die Wurzener Kanalisation.
IX.13. Mit der Renaturierung des "Goldenen Tälchens" wird begonnen.
IX.28. Beginn der Bauarbeiten am neuen Bahndamm und für die neue Eisenbahnbrücke über die Mulde. Die Modernisierung der Linie Leipzig-Dresden zur Intercity-Strecke machen einen neuen Damm und eine neue Brücke notwendig.
X.28. Die katholische Herz-Jesu-Kirche am Roitzscher Weg wird 100 Jahre alt. Dieses Jubiläum ist für die katholische Gemeinde der Stadt Anlass, an ihre Entstehung und Entwicklung seither zu erinnern.
X.30. Das Pesthäuschen auf dem früheren Alten Friedhof wird nach erfolgter Restaurierung der Öffentlichkeit präsentiert. Es hat zusätzlich schützende Metallgitter erhalten, um weiteren Zerstörungen vorzubeugen. Die Arbeiten wurden zum größten Teil mit einer Spende des Wurzener Ehrenbürgers Dr. Hans Imhoff finanziert.
XII.31. Wurzens Einwohnerzahl sinkt weiter. Am letzten Tag des Jahres sind 16 229 Personen in Wurzen gemeldet.
2000. Januar Fast jeder 5. Wurzener im berufsfähigen Alter ist arbeitslos. Die Statistik für Januar nennt 4 577 Arbeitslose.
III.30. Die Stadt erhält wieder einen Friedensrichter. Carola Sperling wurde durch den Stadtrat für dieses Amt vorgeschlagen.
IV.30. Der traditionsreiche Wurzener Betrieb Wutra GmbH wird geschlossen. Anfang des Jahres musste er Konkurs anmelden. 61 Beschäftigte werden arbeitslos. 31 von ihnen werden ab 1.5. von der Emde Industrietechnik übernommen, die einen Teil der Produktion auf dem Gelände des früheren Motorenwerks wie-terführt.
V.8. Die neue Straße im Eigenheimbaugebiet am Dehnitzer Weg erhält den Namen Conley-Ring. Der Namengebung wohnt Susan Pollard bei, die Tochter des amerikanischen Offiziers, der am 24.4.1945 die kampflose Übergabe der Stadt annahm.
V.29. Nach 25 Monaten Bauzeit wird die neue Notaufnahmestation im Krankenhaus fertiggestellt.
VI.22. Der Präsident des Deutschen Bundestages Wolfgang Thierse weilt auf Einladung des Netzwerkes für demokratische Kultur in Wurzen. Bei einer Diskussionsrunde im Alten Rathaus zeigt sich Wolfgang Thierse betroffen über die latente Rechtslastigkeit in weiten Kreisen der Bevölkerung, auch der Wurzens.
VII.1. 2. Mulde-Regatta von Grimma nach Wurzen mit 791 Teilnehmern in 337 Booten.
VII.10. Im Badergraben beginnen die Arbeiten zu seiner Neugestaltung. Es wird in seiner Mitte eine 40 m lange "Insel" angelegt, die mit Bäumen, Sträuchern und Bodendeckern bepflanzt werden soll.
VII.14. Auf dem Gelände des Neuwerks des früheren Motorenwerks an der Lüptitzer Straße beginnen in Anwesenheit von Dr. Schommer, dem sächsischen Staatsminister für Wirtschaft und Arbeit, die Erschließungsmaßnahmen für ein neues Mittelstandszentrum.
VII.29. Am Vormittag demonstrieren 65 Personen gegen die "Kriminali-sierung" von Hundebesitzern in der Innenstadt.
VIII.31. Das Caritas-Altenheim St. Hedwig hinter der katholischen Kirche zwischen Torgauer Straße und Roitzscher Weg wird eingeweiht.
IX.25. Heute beginnt die "Schließwoche" von Wurzener Ärzten. Mit ihren geschlossenen Praxen protestieren sie gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung.
IX.30. Die öffentliche Ausschreibung des Wurzener Schlosses durch die Staatsregierung läuft ab. Bis jetzt hat sich jedoch noch kein Investor für das 500 Jahre alte und sanierungsbedürftige Schloss gefunden.
X.2. Im Badergraben wird der "Jahrtausendstein" enthüllt, mit dem die Bürger der Stadt an die Opfer von Kriegen und politischer Gewalt im zu Ende gehenden Jahrhundert erinnern wollen.
XI.6. Der Beigeordnete Dr. Jürgen Schmidt wird von der CDU-Ortsgruppe als Kandidat für die Wahl des Oberbürgermeisters am 10.06.2001 nominiert.
XI.25. Der 120 m hohe Schornstein des einstigen Heizwerkes an der äußeren Torgauer Straße wird am Nachmittag gesprengt.
Dezember Das Jahrtausend geht mit einschneidenden Abrissen von Gebäuden zu Ende: Im November verschwanden bereits ein einsturzgefährdetes Wohnhaus (Johannisgasse 8) und die "Goldene 13" zwischen Schuh-, Johannis- und Finsterer Gasse. Jetzt folgen das "Beamtenhaus" der früheren Mühlenwerke am Mühlgraben und ein Gebäude der GHG an der Dresdener Straße.
XII.20. Im Kulturgeschichtlichen Museum wird ein weiterer Teil der ständigen Ausstellung eröffnet.
XII.21. Nach 72 Monaten Bauzeit wird die grundlegende Sanierung der Pestalozzi-Mittelschule mit der Einweihung der rekonstruierten Turnhalle abgeschlossen.