Geschichtsvereine haben eine lange Tradition in Deutschland. Bereits 1909 gründeten angesehene Bürger der Stadt Wurzen und aus dem Wurzener Land unter Leitung des Rektors des Königlichen Gymnasiums der Stadt, Prof. Dr. Otto Eduard Schmidt, den "Wurzener Geschichts- und Altertumsverein". Geprägt vom Stolz auf die Stadt, "die an Alter mit den ehrwürdigsten Orten unseres Landes wetteifern kann", wollte man sich der "Pflege der geschichtlichen Erinnerung" und der "Sammlung der noch vorhandenen Reste alter Kultur" widmen. Die "Mitt eilungen des Wurzener Geschichts- und Altertumsvereins", die bis 1937 erschienen, geben darüber ein eindrucksvolles Zeugnis. 1945 wurde der Verein verboten. Diktaturen bestimmen ihre eigene Erinnerung.

Aber mit der friedlichen Revolution wurde der Weg frei, geschichtliche Erinnerungen erneut zu pflegen. Die Vereinsneugründung und die daraus folgenden Aktionen haben das deutlich gezeigt. Die Wiederaufstellung der Wettinsäule oder der Bau des Stadtmodells "Wurzen 1820" sind beispielgebend zu nennen. Wurzener Geschichte wird geprägt von eindrucksvollen Gebäuden und ihren Bauherren, von Handwerk und Industrie, deren Unternehmer weit über die Stadtgrenzen wirkten und deren Geschichte von unserem Ehrenmitglied Richard Klinkhardt so eindrucksvoll dargestellt wurde.

Wurzener Geschichte wurde geprägt von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Dazu zählen beispielsweise der Bischof Johann von Salhausen, der Rektor und Historiker Johann Christian Schöttgen, die Dichter Lichtwer und Ringelnatz,
der "sächsische Fontane" Prof. Dr. Otto Eduard Schmidt...

Unser heutiger Verein und seine Freunde fühlen sich durchaus dem damaligen Ziel der Pflege der geschichtlichen Erinnerung und dem Diskurs darüber verbunden.

"Wenn man die Geschichte nicht kennt bleibt man für immer ein Kind, das nie erwachsen wird." urteilte Cicero (103-43 v. Chr.) als Philosoph und römischer Staatsmann.

Dr. Jürgen Schmidt
Oberbürgermeister a.D. und
Vereinsvorsitzender