Wurzener Geschichts- und Altstadt-Verein
Unsere stadtgeschichtlichen Höhenpunkte 2023
Das Jahr 2023 enthält eine ganze Reihe gedenk- und bedenkwürdige Ereignisse für die Wurzener Stadtgeschichte. Vor 1050 Jahren war es der Weltreisende Ibrahim ibn Jakub, der im Jahr 973 bei Wurzen die Mulde auf seinem Weg nach Prag überquerte. In seinen Berichten erwähnt er zwei Treffen mit Kaiser Otto I. Umstritten sind Ort und Zeit seines zweiten Zusammentreffens. Dies fand wahrscheinlich am 1. Mai 973 auf dem Hoftag Ottos I. in Merseburg statt. Hierfür scheint vor allem die Route Ibrahims zu sprechen, die entlang der Elbe und Saale stromaufwärts über Calbe, sodann über Nienburg (Saale) zu den von Juden betriebenen Salinen bei Halle (Saale), und von hier ostwärts über Wurzen an der Mulde bis nach Prag führte. (vgl. Wikipedia) Bei der Betrachtung von einstigen „Altstraßen“ in und um Wurzen muß dem heutigen Gerhart-Hauptmann-Platz in Wurzen besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Über ihn hinweg verlief nicht nur die alte Via Regia, zogen nicht nur Gruppen von Pilgern, hier wurde nicht nur ein bischöflicher Zoll erhoben, sondern hier kreuzte eine alte Salzstraße, von Halle nach Prag führend, die Via Regia. Wir verdanken den Niederschriften des aus (dem damals arabischen) Spanien stammenden jüdischen Kaufmanns und Gesandten des Kalifen von Cordoba, Ibrahim ibn Jakub, den genauen Verlauf dieses Weges, der ihn zwischen 960 und 973 bei „Burdschin“ über den Fluss „Muldawa“ führte und dann südwärts (durch die spätere Wenceslaigasse?) nach Süden, schließlich auf einem „böhmischen Steig“ über das Erzgebirge nach „Braga“. (Ebert) Der Wurzener Geschichts- und Altstadt-Verein hat mit einer Erinnerungstafel an der Einfahrt in die Altstadt-Straße auf diesen geschichtlichen Hintergrund hingewiesen.
Der Erneuerung der Wenceslaikirche durch Bischof Johann von Salhausen im Jahr 1513 und dem Abschluß der Wiedererrichtung der Wenceslaikirche 1673 nach der Zerstörung der Kirche in der Kreuz- und Marterwoche, also vor 350 Jahren wird mit einem großen Kirchenfest im September gedacht werden. Der Wiederaufbau dauere 10 Jahre von 1663 bis 1673. Der Turm erhielt erst 1689 die barocke Haube. Ganz wichtig für das Leben der aufstrebenden Stadt war der Beginn der zentralen Wasserversorgung 1873. Am Jahrestag der Kaiserkrönung zu Versailles wurde der Wasserturm am 18. Januar 1894 feierlich eingeweiht. Das Bassin faßte 600 Kubikmeter, die „Wassermaschine“ kam von der einheimischen Firma Schütz. Bürgermeister war damals Heinrich Alfred Mühle, der zwanzig Jahre lang von 1879 bis 1899 wesentlich die Entwicklung Wurzens als Industriestadt beförderte. (nach Baum) Wir sind gespannt, welches neue Innenleben der Wasserturm in diesen Jahren erhalten wird. Für das stadtgeschichtliche Gedächtnis steht unser bemerkenswertes Museum, welches nach dem 2. Weltkrieg 1948, also vor 75 Jahren wiedereröffnet wurde.
Und für die neuere Geschichte ist zu erwähnen: Am 23. Februar 2003 verließen die letzten russischen Soldaten ihre hiesige Garnison. Das ist 20 Jahre her!
Dr. Jürgen Schmidt
(Nach Materialien von Stadtchronist Wolfgang Ebert)